Blutdruckmedikamente

26.08.2024

Wenn du Bluthochdruck hast, wird dir dein Arzt möglicherweise Medikamente verschreiben. Diese helfen, den Blutdruck zu senken und das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und andere Komplikationen zu vermindern. Hier sind die gängigsten Blutdruckmedikamente und wie sie wirken:

Medikamente gegen Bluthochdruck: Die Klassiker im Überblick

  1. Mit welchen Blutdruckmedikamenten wird gestartet?
  2. ACE-Hemmer (z.B. Ramipril, Enalapril)
  3. Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARBs) (z.B. Losartan, Valsartan)
  4. Kalziumkanalblocker (z.B. Amlodipin, Verapamil)
  5. Diuretika (z.B. Hydrochlorothiazid, Hygroton, Furosemid)
  6. Betablocker (z.B. Metoprolol, Bisoprolol)
  7. Spironolacton
  8. Blutdruckmedikamente für den Rest deines Lebens? 
  9. So wirst du Chef deines Blutdrucks



1. Mit welchen Blutdruckmedikamenten wird gestartet?

Bei der Blutdruckeinstellung wird dein Hausarzt dich ganz individuell beraten und einen Behandlungsplan erstellen, der genau auf dich zugeschnitten ist.

Wenn die Blutdruckwerte nur grenzwertig erhöht sind, empfiehlt dein Hausarzt dir einen gesunden Lebensstil und einige nicht-medikamentöse Maßnahmen, die wirklich den Blutdruck senken können. Du findest alles dazu hier: Was du selbst tun kannst um den Blutdruck zu senken.

Es gibt auch eine allgemeine Leitlinie (die sich immer mal wieder ändert, die neuste Version ist von August 2024), die ich euch hier vorstellen möchte.

Die neue Leitlinie der europäischen Gesellschaft für Kardiologie sagt, wenn Tabletten für den Blutdruck notwendig sind, dann soll gleich mit einer niedrig dosierten Kombination von zwei Medikamenten begonnen werden.

Das finde ich auch schlau. Man hat durch die Kombination gleich eine gute Wirksamkeit. 

Dafür kann man wirklich geringe Dosen der Medikamente verschreiben, so dass meistens keine Nebenwirkungen auftreten. 

Zwei aus Drei

Für die Anfangstherapie kombiniert man also zwei Wirkstoffe aus diesen drei Gruppen (Die Medikamentengruppen stelle ich euch unten ausführlich vor):

  • ACE-Hemmer (Wie Ramipril) oder ein Sartan (wie Candesartan)

  • Calciumantagonist (wie Amlodipin)

  • Diuretikum (wie Choltalidon)

Drei aus Drei

Wenn die Zweier-Kombination nicht ausreicht, wird auf eine niedrig dosierte Dreier-Kombination umgestellt.

Dosis erhöhen

Reicht die niedrig dosierte Dreier-Kombination nicht aus, wird die Dosis erhöht. 

Betablocker

Betablocker werden zur Blutdrucktherapie nur eingesetzt, wenn es einen speziellen Grund gibt: Nach einem Herzinfarkt, bei Herzschwäche, bei zu schneller Herzfrequenz, bei Rhythmusstörungen und bei Angina pectoris (Brustschmerz durch eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels). Oder als Reservemedikament, wenn die ausdosierte Dreierkombination nicht ausreicht.

Wenn drei nicht reichen

Falls der Zielblutdruck trotz aufdosierter Triple-Therapie nach 3 Monaten nicht erreicht werden, soll das Medikament Spironolacton in niedriger Dosis begonnen werden (Zusätzlich Spironolacton 25 mg 1 x täglich). Ich habe selbst oft die Erfahrung gemacht, dass bei schwer einstellbarem Blutdruck Spironolacton einen wirklichen Unterschied macht. ( Eplerenon kann als 2. Wahl in Betracht gezogen werden). 


Übersicht über die häufigsten Blutdruckmedikamente

Hier habe ich für euch jetzt eine kurze Übersicht über die häufigsten Blutdruckmedikamente. Wer sich für die Geschichten interessiert, wie die Blutdruckmedikamente erfunden wurden, und wie im Verlauf Nebenwirkungen auffielen kann, das in meinem Blogpost Bluthochdruck bei Frauen nachlesen.

2. ACE-Hemmer (z.B. Ramipril, Enalapril):

Wirkung: Hemmen die Bildung von Angiotensin II, was die Blutgefäße erweitert und den Blutdruck senkt. 

Ramipril senkt nicht nur effektiv den Blutdruck, sondern es reduziert das Risiko von Herzinfarkten, Schlaganfällen und kardiovaskulärem Tod, besonders bei Patienten mit hohem Risiko.

Ramipril schützt die Nieren, insbesondere bei Patienten mit Diabetes oder chronischer Nierenerkrankung. Es verlangsamt das Fortschreiten von Nierenschäden, indem es den Blutdruck in den Nieren senkt und die Proteinurie (übermäßiger Proteinverlust im Urin) reduziert.

Gute Verträglichkeit:  Abgesehen von dem möglichen Husten und seltenen Nebenwirkungen wird Ramipril in der Regel gut vertragen. Es hat eine lange Halbwertszeit, was bedeutet, dass es nur einmal täglich eingenommen werden muss,
Häufigste Nebenwirkungen:  Als häufigste Nebenwirkung wird ein trockener Husten (wie ein Krümel im Hals) beschrieben.

Wirkdauer:  Die Wirkung setzt innerhalb von 1-2 Stunden nach Einnahme ein und hält 24 Stunden an.

Wenn Ramipril neu begonnen wird oder die Dosis erhöht wird, braucht es Tage bis Wochen bis die volle blutdrucksenkende Wirkung 

2. Sartane/Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARBs) (z.B. Losartan, Valsartan):

Wirkung: Blockieren die Wirkung von Angiotensin II, was die Blutgefäße entspannt und den Blutdruck senkt.
Häufigste Nebenwirkungen: Schwindel, erhöhter Kaliumspiegel (Hyperkaliämie), niedriger Blutdruck (Hypotonie), Kopfschmerzen, Müdigkeit.
Kontraindikationen: Schwangerschaft, schwere Nierenfunktionsstörung, Hyperkaliämie.
Wirkdauer: Die Wirkung beginnt innerhalb von 2-4 Stunden nach Einnahme und hält in der Regel 24 Stunden an, abhängig vom spezifischen Wirkstoff.

3. Calziumkanalblocker (z.B. Amlodipin, Verapamil):

Wirkung: Verhindern den Kalziumeinstrom in Muskelzellen der Blutgefäße und des Herzens, was zur Entspannung der Gefäße führt und den Blutdruck senkt.
Häufigste Nebenwirkungen: Schwellungen (Ödeme), Kopfschmerzen, Schwindel, Gesichtsrötung (Flush), Verstopfung (besonders bei Verapamil), Müdigkeit.
Kontraindikationen: Herzinsuffizienz, niedriger Blutdruck (schwere Hypotonie), schwere Aortenstenose, bestimmte Herzrhythmusstörungen (insbesondere bei Verapamil und Diltiazem).
Wirkdauer: Amlodipin hat eine lange Halbwertszeit, die Wirkung hält etwa 24 Stunden an. Verapamil beginnt innerhalb von 1-2 Stunden zu wirken und hält etwa 6-12 Stunden an, abhängig von der Darreichungsform (kurz- oder langwirksam).


4. Diuretika (z.B. Hydrochlorothiazid, Hygroton, Furosemid):

Wirkung: Fördern die Ausscheidung von Salz und Wasser über die Nieren, was das Blutvolumen reduziert und den Blutdruck senkt.
Häufigste Nebenwirkungen: Elektrolytstörungen (z.B. niedriger Kaliumspiegel - Hypokaliämie), Dehydratation, Schwindel, erhöhter Blutzuckerspiegel (insbesondere bei Thiazid-Diuretika wie Hydrochlorothiazid), erhöhter Harnsäurespiegel (kann Gicht auslösen).
Kontraindikationen: Schwere Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, schwerer Elektrolytmangel, Dehydratation.
Wirkdauer:
Hygroton (Chlortalidon): Langwirksames Thiazid-ähnliches Diuretikum, Wirkungsdauer 24-72 Stunden.
Furosemid: Wirkungseintritt innerhalb von 30-60 Minuten (oral), Wirkungsdauer 4-6 Stunden.
Hydrochlorothiazid: Wirkungseintritt innerhalb von 2 Stunden, Wirkungsdauer etwa 12-18 Stunden.

5. Betablocker (z.B. Metoprolol, Bisoprolol):

Wirkung: Reduzieren die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzens, entlasten das Herz und senken den Blutdruck.
Häufigste Nebenwirkungen: Müdigkeit, Schwindel, langsamer Herzschlag (Bradykardie), kalte Hände und Füße, Atembeschwerden (besonders bei Asthmatikern), depressive Verstimmungen, Schlafstörungen.
Kontraindikationen: Asthma oder schwere chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), schwerer Herzblock, Bradykardie, schweres Raynaud-Syndrom.
Wirkdauer:
Bisoprolol: Wirkungseintritt innerhalb von 2-4 Stunden, Wirkungsdauer etwa 24 Stunden.
Metoprolol: Wirkungseintritt innerhalb von 1 Stunde, Wirkungsdauer 12-24 Stunden (abhängig von der Darreichungsform).


6. Spironolacton:

Wirkung: Ein Aldosteronantagonist, der das Hormon Aldosteron blockiert, wodurch die Ausscheidung von Natrium und Wasser gefördert und Kalium im Körper zurückgehalten wird. Dies senkt das Blutvolumen und den Blutdruck.
Häufigste Nebenwirkungen: Hoher Kaliumspiegel (Hyperkaliämie), Brustvergrößerung bei Männern (Gynäkomastie), Menstruationsstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Schwindel.
Kontraindikationen: Hyperkaliämie, schwere Niereninsuffizienz, Addison-Krankheit, Schwangerschaft.
Wirkdauer: Wirkungseintritt innerhalb von 2-3 Tagen, maximale Wirkung nach etwa einer Woche, Wirkungsdauer etwa 24-48 Stunden.


Jedes dieser Medikamente hat seine eigenen Vorteile und möglichen Nebenwirkungen, und oft wird eine Kombination verschiedener Medikamente verwendet, um den Blutdruck effektiv zu kontrollieren. Dein Arzt wird dir das für dich am besten geeignete Mittel verschreiben.


Blutdruckmedikamente für den Rest deines Lebens? 

Die bittere Pille schlucken: Warum das nicht so schlimm ist

Okay, mal ehrlich: Die Vorstellung, jeden Tag eine Tablette zu schlucken, ist vielleicht nicht gerade das, wovon du als Kind geträumt hast. Aber weißt du was? Diese kleine Pille ist dein persönlicher Schutzschild gegen Herzinfarkt und Schlaganfall. Denk daran: Du hast die Macht, dein Herz zu beschützen – das macht dich zu einem echten Superhelden!

Stell dir deine Blutdruckmedikamente als die unsichtbaren Helfer vor, die im Hintergrund die Stellung halten. Sie sind wie die fleißigen Heinzelmännchen, die dafür sorgen, dass dein Blutdruck nicht in die Höhe schießt und dir nichts passiert, während du dich um die schönen Dinge im Leben kümmerst – wie den nächsten Urlaub oder das Abendessen mit Freunden.

So wirst du Chef deines Blutdrucks

Wenn du dein Leben lang Blutdruckmedikamente nehmen musst, dann mach dich doch einfach selbst zum Chef deines Blutdrucks! Wie das geht? Mit ein paar einfachen Tricks, die dir helfen, die Kontrolle zu behalten:

1. Leg dir eine Medikamentenbox zu Vergiss die langweilige Pillenpackung! Eine schicke Medikamentenbox, am besten mit Fächern für jeden Tag der Woche, macht die Einnahme viel einfacher. Du kannst sie sogar in coolen Farben oder mit lustigen Motiven kaufen. Das ist nicht nur praktisch, sondern sieht auch noch gut aus – wer hätte gedacht, dass deine Medikamente fast zum Designobjekt werden können?

2. Setze auf Technik: Handyerinnerungen Nutze die Macht der Technik! Stell dir eine tägliche Erinnerung auf deinem Handy ein, die dich daran erinnert, deine Tabletten zu nehmen. Bonuspunkte, wenn du einen lustigen Ton einstellst, der dich zum Schmunzeln bringt. Vielleicht etwas wie "Time to save the day – pop your pill!" oder einfach eine entspannte Melodie, die dich sanft daran erinnert, dass es Zeit ist, deinem Blutdruck eine Pause zu gönnen.

3. Mach es zur Routine Die beste Art, sich mit der täglichen Medikamenteneinnahme anzufreunden, ist, sie zu einer festen Routine zu machen. Ob morgens beim Zähneputzen, nach dem Frühstück oder bevor du das Haus verlässt – finde einen Zeitpunkt, der dir gut passt, und bleib dabei. Mit der Zeit wird es so selbstverständlich wie der morgendliche Kaffee (den du natürlich in Maßen genießen solltest!).

4. Verbinde es mit etwas Positivem Warum nicht die Einnahme deiner Medikamente mit etwas Positivem verknüpfen? Zum Beispiel könntest du dir jeden Tag nach der Einnahme einen kleinen Moment der Entspannung gönnen, ein kurzes Dankbarkeitsritual machen oder ein paar Seiten in einem guten Buch lesen. So wird das Ganze gleich viel angenehmer!

Tipps für den Alltag: Bleib entspannt, aber sei aufmerksam

Du bist jetzt der Boss deines Blutdrucks, und das bedeutet, dass du die Zügel in der Hand hast. Hier sind ein paar Tipps, wie du im Alltag die Kontrolle behältst, ohne dich zu stressen:

Fazit: Du bist der Held deiner eigenen Geschichte

Klar, die Vorstellung, lebenslang Blutdruckmedikamente zu nehmen, kann erstmal abschreckend wirken. Aber denk daran: Du machst das nicht, weil du schwach bist – du machst das, weil du stark bist! Du nimmst dein Leben in die Hand, schützt dein Herz und sorgst dafür, dass du auch in vielen Jahren noch fit und gesund bist.

Werde der  Chef deines Bluthochdrucks!

Hast du Fragen? Ich freue mich über Rückmeldungen und Kommentare!