Gibt es zu niedrige Cholesterinwerte?

11.11.2024

Können Cholesterinwerte unter einer Statintherapie zu niedrig werden? 

Statine gehören zu den wichtigsten Medikamenten in der Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dennoch sorgen sich einige Patienten, dass ihre Cholesterinwerte durch die Therapie "zu niedrig" werden könnten und fragen sich, ob das gefährlich ist – besonders in Bezug auf die Gehirnleistung oder andere körperliche Funktionen. 

1. Wofür braucht der Körper Cholesterin?

Cholesterin ist ein essenzieller Stoff für den Körper. Es wird größtenteils in der Leber produziert und erfüllt wichtige Aufgaben:

  • Zellmembranen: Cholesterin ist ein zentraler Baustein, der Zellen Stabilität und Flexibilität gibt.
  • Hormonproduktion: Es ist notwendig für die Bildung von Steroidhormonen wie Östrogen, Testosteron und Cortisol.
  • Gallensäuren: Cholesterin wird benötigt, um Gallensäuren herzustellen, die die Fettverdauung unterstützen.
  • Vitamin D: Sonnenlicht und Cholesterin sind gemeinsam an der Produktion von Vitamin D beteiligt.
  • Nervenzellen: Im Gehirn ist Cholesterin ein Bestandteil von Myelin, das die Nervenfasern schützt und die Signalübertragung verbessert.

2. Können Cholesterinwerte zu niedrig werden?

Dank der modernen Cholesterintherapie, insbesondere mit Statinen, können LDL-Cholesterinwerte sehr niedrig gesenkt werden – in einigen Fällen sogar unter 40 mg/dl (Das entspricht unter 1,4 mmol/l). Aber ist das ein Problem?

Die Fakten:

  • Der Körper produziert selbst genug Cholesterin: Auch bei niedrigen Werten im Blut wird Cholesterin weiterhin in der Leber und anderen Organen produziert. Dein Körper wird nicht "unterversorgt".
  • Studien zeigen: Sehr niedrige LDL-Werte sind sicher:
    • Große Studien wie die FOURIER- oder ODYSSEY-Studie, die PCSK9-Inhibitoren und sehr niedrige LDL-Werte untersucht haben, zeigen keine negativen Auswirkungen.
    • Patienten mit LDL-Werten unter 40 mg/dl hatten sogar ein geringeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall – ohne zusätzliche Nebenwirkungen.

3. Was ist mit der Gehirnleistung bei niedrigem Cholesterin?

Eine häufig geäußerte Sorge ist, dass ein niedriger Cholesterinspiegel die Gehirnleistung beeinträchtigen könnte. Diese Sorge beruht auf der Rolle von Cholesterin im Gehirn, wo es wichtig für die Funktion der Nervenzellen ist.

Die wissenschaftlichen Fakten:

  • Das Gehirn produziert sein eigenes Cholesterin: Es ist unabhängig vom Cholesterin im Blut. Selbst wenn die Blutwerte niedrig sind, bleibt die Cholesterinversorgung des Gehirns stabil.
  • Statine beeinträchtigen die Gehirnleistung nicht:
    • Große Studien haben keinen Zusammenhang zwischen Statinen und einem erhöhten Risiko für Gedächtnisverlust oder Demenz gefunden.
    • Tatsächlich deuten einige Studien darauf hin, dass Statine bei Menschen mit hohem Risiko sogar schützend gegen Demenz wirken können, da sie Entzündungen und Gefäßverkalkung im Gehirn reduzieren.

4. Was sind die Vorteile sehr niedriger Cholesterinwerte?

Die Senkung des LDL-Cholesterins auf sehr niedrige Werte bringt nachweisbare Vorteile:

  • Reduziertes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall: Studien zeigen, dass je niedriger das LDL, desto besser der Schutz.
  • Stabilisierung von Plaques in den Arterien: Niedriges LDL-Cholesterin kann bestehende Ablagerungen reduzieren oder stabilisieren.
  • Sicherheit: Selbst extrem niedrige LDL-Werte (<30 mg/dl) sind in Langzeitstudien nicht mit negativen Auswirkungen verbunden.

Fazit: Niedrige Cholesterinwerte sind kein Grund zur Sorge

Statine und andere cholesterinsenkende Therapien haben in den letzten Jahrzehnten Millionen von Leben gerettet. Auch wenn sehr niedrige LDL-Werte ungewohnt erscheinen, sind sie wissenschaftlich sicher und bringen klare Vorteile bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Dein Körper wird weiterhin genug Cholesterin für alle lebenswichtigen Prozesse produzieren – auch bei niedrigen Blutwerten.