Hypotonie (zu niedriger Blutdruck)

25.09.2024

In diesem Blogpost geht es ausnahmsweise nicht um zu hohen Blutdruck, sondern um Menschen, die Probleme durch zu niedrigen Blutdruck haben.

Zu niedriger Blutdruck (Hypotonie)

  1. Sophias Geschichte: Niedriger Blutdruck bei einer Gesunden
  2. Renates Geschichte: Bluthochdruck, aber Schwindel im Sommer
  3. Wenn der niedrige Blutdruck von einer anderen Erkrankung kommt
  4. Orthostatische Hypotonie und Schellong-Test
  5. Was macht der Kardiologe bei zu niedrigem Blutdruck

1. Sophias Geschichte: Niedriger Blutdruck bei einer Gesunden

Wann ist der Blutdruck zu niedrig?

Von zu niedrigem Blutdruck spricht man, wenn der Messwert unter 100/60 mmHg liegt. Wenn der niedrige Blutdruck dir Probleme bereitet, solltest du dich bei deinem Hausarzt vorstellen.


Treffen wir Sophia

Sie ist 18 Jahre alt, macht eine Ausbildung zur Grafikdesignerin. Sophias Klasse entwirft ein Logo für ein Naturschutzgebiet. Sophia wünscht so sehr das ihr Entwurf gewählt wird. Außerdem liebt sie Yoga.

Klingt nach einem gesunden Lebensstil, oder? Doch Sophia hat ein Problem, das ihr das Leben manchmal peinlich macht: Hypotonie, auch bekannt als niedriger Blutdruck.

Peinliche Situationen

Es ist stickig und riecht nach einer Mischung aus Schweiß und Bier in dem vollen Abteil. Sophia hat in dem Regionalzug  aus Berlin nur einen Stehplatz ergattert. Nach 15 Minuten hört Sophia ein bekanntes Summen in beiden Ohren. Sie bewegt die Unterschenkel hoch und runter. Keine Besserung. Eine leichte Übelkeit kündigt sich an. Sie muss handeln! 

Sophia setzt sich auf den dreckigen Boden neben die metallbeschlagenen Springerstiefel des punkigen jungen Mannes neben ihr. Sie lehnt ihren Kopf an die Wand und schließt die Augen einen Moment. Besser!  Der Schwindel hatte ihr gesagt, dass sie sonst ohnmächtig werden würde. 

Einfach auf den Boden gekracht

Das war ihr einmal bei einem Konzert passiert. Damals kannte Sophia die Vorzeichen noch nicht. Sie war trotz dem Rauschen und dem Schwindel stehen geblieben. Dann verschwamm die Bühne vor Sophias Augen und es wurde schwarz.  

Die Security hatte die bewusstlose Sophia zu den Rettungskräften getragen. Sie war mit dem Kinn auf den Betonboden gekracht. Die Wunde benötigte drei Stiche, zum Glück war nichts gebrochen.

Am nächsten Tag hatte ihr Hausarzt den niedrigen Blutdruck als Verursacher der Ohnmacht festgestellt. Bei einer Blutentnahme und einer Untersuchung beim Herzspezialisten wurden andere Erkrankungen ausgeschlossen. 

Wenn das Rauschen ertönt, muss Sophia sich in eine sichere Position bringen, hatte der Hausarzt erklärt. Ja, auch wenn sie ein weißes Sommerkleid trägt und der Zugboden dreckig ist. Egal, ob die ältere Damen misbilligend schaut! 

An heißen Tagen fühlt sich Sophia sowieso oft wie eine wandelnde Schlaftablette.

Symptome, die Sophia begleiten:

  • Schwindel: Ein schneller Aufstieg vom Stuhl und zack! Schon tanzen die Sterne vor ihren Augen.
  • Müdigkeit: Auch nach acht Stunden Schlaf könnte Sophia an manchen Tagen ohne Probleme direkt wieder ins Bett fallen.
  • Konzentrationsprobleme: Wenn es im Büro um die Mittagszeit heiß und stickig ist, fällt es Sophia schwer, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren.
  • Kalte Hände und Füße: Egal ob Sommer oder Winter – Sophias Hände fühlen sich oft an wie kleine Eiszapfen.

Aber was verursacht den niedrigen Blutdruck?

Für Sophia kann es viele Ursachen geben. Bei gesunden Menschen wie ihr kann Hypotonie oft durch einen niedrigen Blutvolumenspiegel oder genetische Veranlagung bedingt sein. Schlanke, junge Frauen sind besonders oft betroffen. Ein kleiner Trost: Der niedrige Blutdruck verliert sich meist, wenn man älter wird.

Sophias Survival-Guide gegen Hypotonie:

  1. Wasser, Wasser und noch mehr Wasser: Dehydration kann den Blutdruck noch weiter senken. Also trinkt Sophia fleißig Wasser – gerne auch mal eine extra Portion.
  2. Bewegung: Regelmäßige Bewegung hilft, den Kreislauf in Schwung zu bringen. Kleine Workouts am Morgen geben Sophia den nötigen Kick.
  3. Langsam aufstehen: Kein überhastetes Aufspringen, sondern schön langsam hochkommen, um den Schwindel zu vermeiden.
  4. Frühstück: Sophia, ein Frühstücksmuffel, trinkt morgens jetzt eine große Tasse grünen Tee und freut sich inzwischen sogar auf ihre Overnight-Oats mit Früchten.
  5. Mehr Salz! Meist essen wir alle eher zu viel Salz. Aber für Menschen, die zu niedrigen Blutdruck haben, obwohl sie wirklich genug trinken kann die extra Portion Salz einen großen Unterschied in der Lebensqualität machen. Salz kann auch den Blutdruck ankurbeln. Sophia hat jetzt immer ein Salzstreuerchen griffbereit.

Sophia hat akzeptiert, dass ihr niedriger Blutdruck gelegentlich Probleme macht. Aber mit ein paar Tricks und Kniffen kann sie ihr Leben trotzdem in vollen Zügen genießen – auch wenn sie sich dabei einmal auf den dreckigen Boden setzen muss.


2. Heides Geschichte: Bluthochdruck, aber Schwindel im Sommer

Heide ist 74 Jahre jung und richtig fit – jedenfalls meistens. Sie liebt Sommersonne, ihre Gartenlaube und Zitroneneis.

Seit 25 Jahren nimmt sie Blutdruckmedikamente ein, um den erhöhten Blutdruck im Zaum zu halten. Doch was im Winter wunderbar funktioniert, wird im Sommer zu einer ganz anderen Herausforderung.

Sommer, Sonne, Schwindel:

Heide kann es gar nicht erwarten, dass es endlich warm wird. Denn dann zieht sie mit ihrem Bettzeug und einem Koffer voll Klamotten in die Gartenlaube. Die klare Morgenluft atmen, Sträuße pflücken, den Kartoffeln beim wachsen zusehen. Herrlich!

Mit den warmen Temperaturen im Sommer bemerkte Heide letztes Jahr, dass ihr öfter schwindelig wird, besonders wenn sie nach einem ausgedehnten Sonnenbad vom Liegestuhl aufsteht. Und nicht nur das, sie fühlte sich manchmal so müde, dass sie den Mittagsschlaf gleich noch um eine Stunde verlängerte.

Ursachen für Heides Hypotonie im Sommer:

Die Hitze sorgt dafür, dass sich Heides Blutgefäße erweitern, was den Blutdruck zusätzlich senkt. Als sie bei der Selbstmessung einen Wert von 95/55 mmHg maß, stellte sie sich bei ihrem Hausarzt vor.

Heides Tipps für einen stabilen Blutdruck im Sommer:

  1. Medikamentenanpassung: Wenn auch bei dir im Sommer der Blutdruck absinkt, sprich mit deinem Arzt darüber, ob eine Anpassung der Medikamentendosis während der Sommermonate sinnvoll wäre.
  2. Hydration: Heide achtet darauf, genug zu trinken – am besten kaltes Wasser oder Kräutertees.
  3. Kühle Orte aufsuchen: An besonders heißen Tagen bleibt heide lieber drinnen oder sucht sich ein schattiges Plätzchen im Garten.
  4. Langsames Aufstehen: Genau wie Sophia vermeidet Heide hastige Bewegungen, um Schwindelanfällen vorzubeugen.

Heide hat gelernt, ihren Blutdruck selbst im Blick zu behalten. Wie mit dem Hausarzt abgesprochen, reduziert sie inzwischen in der warmen Jahreszeit eigenständig die Blutdruckmedikation. Der regelmäßige Check beim Hausarzt und ein paar Vorsichtsmaßnahmen sorgen dafür, dass sie die warmen Monate in der Gartenlaube trotzdem genießen kann – ohne dass der Kreislauf aus der Bahn gerät.


3. Wenn der niedrige Blutdruck von einer anderen Erkrankung kommt


Sportler

Niedriger Blutdruck kann bei sportlich trainierten Menschen normal sein und macht dann meistens keine Probleme. 

Infekte

Auch Infekte führen oft zu niedrigeren Blutdruckwerten. Besonders häufig tritt eine Hypotonie bei einem Magen-Darm-Infekt auf, wenn wir Flüssigkeit verlieren und weniger Flüssigkeit in den Blutgefäßen vorhanden ist (Hypovolämie).

Herz

Selten ist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und sehr selten eine Wasseransammlung im Herzbeutel (Perikarderguss) die Ursache für den niedrigen Blutdruck.

Hormonstörungen

Auch Hormonstörungen können einen niedrigen Blutdruck verursachen, zum Beispiel bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Sehr selten ist eine Unterfunktion der Nebennierenrinde (Morbus Addison), die mit weiteren Symptomen und veränderten Laborwerten einhergeht.


4. Orthostatische Hypotonie

Orthostatische Hypotonie beschreibt einen plötzlichen Blutdruckabfall beim Aufstehen aus einer sitzenden oder liegenden Position, der oft zu Schwindel, Schwäche oder sogar Ohnmacht führt. 

Markus Geschichte

Ein klassisches Beispiel ist Markus, ein 45-jähriger Büromitarbeiter, der immer wieder Schwindel verspürt, wenn er nach längerem Sitzen schnell aufsteht. Markus ist seit seiner Jugend zuckerkrank. Aber die Zuckerwerte liegen, wenn die Beschwerden auftreten meistens etwas zu hoch, aber noch im akzeptablen Bereich.

Um die Ursache seiner Beschwerden abzuklären, führte sein Arzt einen Schellong-Test durch. Dabei wird Markus' Blutdruck und Herzfrequenz in liegender Position gemessen und anschließend nach dem Aufstehen mehrfach kontrolliert. Der Test zeigte, dass Markus beim Aufstehen einen deutlichen Blutdruckabfall erleidet, was die Diagnose einer orthostatischen Hypotonie bestätigte.

Was verursacht den Schwindel?

Orthostatische Hypotonie entsteht, wenn der Körper Schwierigkeiten hat, den Blutdruck beim Wechsel von einer liegenden oder sitzenden in eine aufrechte Position ausreichend zu regulieren. Dies führt dazu, dass nicht genügend Blut in das Gehirn gepumpt wird, was Schwindel, Schwäche oder Ohnmacht zur Folge haben kann. 

Ursachen

Die orthostatische Hypotonie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Neben Dehydration und Blutvolumenmangel können auch Erkrankungen des autonomen Nervensystems (wie bei Parkinson), Herzprobleme, Diabetes oder die Einnahme bestimmter Medikamente (wie Blutdrucksenker, Diuretika oder Antidepressiva) eine Rolle spielen. Auch das Alter kann ein Risikofaktor sein, da die Gefäße weniger flexibel werden und der Kreislauf langsamer reagiert.

Tipps für Markus, um Probleme zu vermeiden:

  1. Langsam aufstehen: Markus sollte sich angewöhnen, nach dem Aufstehen aus dem Bett oder vom Bürostuhl zunächst einige Sekunden sitzen zu bleiben, die Beine zu bewegen, um dem Kreislauf Zeit zu geben, sich anzupassen.

  2. Regelmäßige Bewegung: Sanfte, regelmäßige Bewegung kann helfen, den Kreislauf zu stabilisieren und die Blutdruckregulation zu verbessern.

  3. Ausreichend trinken: Dehydration kann orthostatische Hypotonie verschlimmern. Daher sollte Markus darauf achten, ausreichend Wasser zu trinken, besonders an heißen Tagen oder nach körperlicher Anstrengung.

  4. Stützstrümpfe tragen: Kompressionsstrümpfe können helfen, das Blut in den Beinen zu halten und den Blutdruck beim Aufstehen zu stabilisieren.

  5. Medikamentenüberprüfung: Markus sollte mit seinem Arzt sprechen, ob seine Medikamente möglicherweise zu der Hypotonie beitragen und ob eine Anpassung notwendig ist.

Markus Beschwerden haben sich deutlich gebessert, seit er auf eine ausreichende Trinkmenge achtet und Stützstrümpfe trägt. Vermutlich ist die Ursache von Markus Beschwerden die Zuckerkrankheit, die seit dem 19. Lebensjahr bekannt ist. Da Markus beschwerdefrei war, hatte er die Zuckereinstellung nicht sehr ernst genommen. Der Arzt weist jetzt auch Gefühlsstörungen an den Füßen nach (Periphere Polyneuropathie) und vermutet, dass auch die autonomen Nerven, die für die Blutdruckregulierung zuständig sind betroffen sind. Markus nimmt sich vor, ab jetzt auf eine gute Blutzuckereinstellung zu achten und willigt in eine erneute Schulung ein.


5. Was macht der Kardiologe bei Hypotonie?


Krankengeschichte erheben

Zunächst erhebt der Arzt eine genaue Krankengeschichte, fragt nach den aktuellen Beschwerden und Vorerkrankungen. Dann folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der der Blutdruck an beiden Armen gemessen wird.

24-Stunden-Blutdruckmessung:

Bei dieser Untersuchung misst ein Gerät tagsüber alle 15 Minuten und nachts alle 30 Minuten den Blutdruck. So erhält man einen umfassenden Überblick über die Durchschnittswerte sowie über Ausreißer nach oben oder unten.

EKG:

Im EKG wird nach Rhythmusstörungen gesucht. Wenn Rhythmusstörungen als Ursache eines Blutdruckabfalls vermutet werden, wird auch ein Langzeit-EKG durchgeführt.

Echokardiographie:

Mit dem Herzultraschall kann der Arzt eine Herzschwäche ausschließen und überprüfen, ob das Herz bei jedem Schlag genug Blut auswirft. Klappenfehler und angeborene Herzerkrankungen können ebenfalls ausgeschlossen werden. Auch wird nach Wasser im Herzbeutel gesucht, das die Herzarbeit behindern könnte. Schließlich wird der Blutdruck im Lungenkreislauf abgeschätzt.

Ergometrie:

Bei der Belastungsuntersuchung wird die aktuelle Leistungsfähigkeit bestimmt und der Blutdruck sowie die Herzfrequenz unter Belastung und in der Erholungsphase gemessen.

Schellong-Test:

Beim Schellong-Test werden Blutdruck und Puls im Liegen und nach dem Aufstehen gemessen. Auffällig wäre ein starker Blutdruckabfall nach dem Aufstehen.

Beratung

In einem Abschlussgespräch informiert der Arzt über die Befunde und gibt Tipps zum Umgang mit dem niedrigen Blutdruck im Alltag, oder informiert welche weiteren Untersuchungen empfehlenswert sind.


Ich freue mich über deine Fragen, Kommentare, Anregungen!

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