Fakten, Mythen und Vorurteile über Statine
Cholesterinsenker: Mythen, Fakten und moderne Behandlungsmöglichkeiten
Als ich vor fast 25 Jahren die ersten Patienten in der Kardiologie gesehen habe, bedeutete Nachsorge nach einem Herzinfarkt, herauszufinden, wann der nächste Stent benötigt wird. Befragen, beobachten, Belastungsuntersuchungen!
Seit es die modernen Statine gibt, gelingt es einen großen Teil der Menschen mit Arterienverkalkung so einzustellen, dass die Arterienverkalkung nicht fortschreitet.
Man könnte sagen, ich treffe meine Patienten nur noch zu einem kleinen Plausch.
Cholesterinsenker, auch bekannt als Statine, sind aus der modernen Kardiologie nicht mehr wegzudenken. Sie haben die Herzinfarkt- und Schlaganfallrate weltweit gesenkt und Millionen von Leben gerettet.
Doch ganz besonders bei diesen Medikamenten gibt es besonders viele Vorurteile, Ängste und Fehlinformationen, die Patienten verunsichern. In diesem Artikel beleuchte ich die häufigsten Vorurteile, erkläre tatsächliche Risiken und Nebenwirkungen und zeige, wie eine individuelle und sichere Therapie aussieht.
1. Welche Vorurteile gibt es gegen Cholesterinsenker?
"Cholesterinsenker sind überflüssig, Cholesterin ist nicht gefährlich."
- Dieses Vorurteil wird häufig von Anhängern der sogenannten "Cholesterinlüge" verbreitet. Diese behaupten, Cholesterin sei ein völlig harmloser Stoff und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hätten nichts mit erhöhtem Cholesterin zu tun.
- Fakt: Studien mit Millionen von Patienten haben eindeutig bewiesen, dass hohes LDL-Cholesterin (das "schlechte" Cholesterin) ein Hauptfaktor für Arterienverkalkung (Atherosklerose) ist. Die Senkung des LDL-Cholesterins reduziert bei einem Großteil der Menschen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich.
- Aber auch dieses Vorurteil hat einen wahren Kern: Denn es gibt auch Menschen, die unglaublich hohe Cholesterinwerte haben und kein bisschen Arterienverkalkung. Glatte Gefäße. Deshalb behandelt man auch heutzutage nicht mehr nur einen Laborwert. Man versucht das Risiko genauer einzuschätzen: Hat bei deinen Eltern jemand einen Herzinfarkt oder Schlaganfall gehabt? Vielleicht sogar schon in jüngeren Jahren? Dann ist davon auszugehen, dass dein hohes Cholesterin auch zu Arterienverkalkung führen kann und zum passenden Zeitpunkt behandelt werden sollte. Auch wenn an deinen Gefäßen schon kleine Veränderung, kleine Plaques zu sehen sind, ist dein zu hohes Cholesterin nicht harmlos. In nicht zu ferner Zeit wird es bestimmt genauere und bezahlbare Tests geben um harmloses und arterienverkalkendes LDL-Cholesterin zu unterscheiden.
"Statine schaden der Gesundheit mehr, als sie nützen."
- Dieses Argument wird oft von Statin-Gegnern vorgebracht. Es wird behauptet, dass Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen oder Diabetes so schwerwiegend seien, dass Statine vermieden werden sollten.
- Fakt: Die Vorteile von Statinen überwiegen bei weitem. Bei Menschen mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern sie weitaus mehr Komplikationen, als Nebenwirkungen verursachen.
- Der wahre Kern: Jawohl, Statine haben auch unerwünschte Wirkungen, dass soll man nicht verschweigen. Wir würden nicht alle länger leben, wenn man ein Statin ins Trinkwasser mischen würde. Sondern es muss sorgfältig abgewogen werden, wer von einem Statin profitiert.
2. Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Die aktuell verwendeten modernen Statine sind generell gut verträglich, aber wie jedes Medikament können sie Nebenwirkungen haben:
Häufige Nebenwirkungen:
Muskelschmerzen (Myalgien):
- Bei etwa 5-10% der Patienten treten Muskelbeschwerden auf. Diese sind in den meisten Fällen mild und verschwinden oft nach Dosisanpassung.
- Maßnahme: Beginne mit der niedrigsten wirksamen Dosis, kombiniere Statine mit anderen Medikamenten wie Ezetimib, oder wechsle zu einem anderen Statin.
Erhöhung der Zuckerwerte:
- Statine können bei einigen Patienten das Risiko für Diabetes leicht erhöhen. Das ist so, dass Statine tatsächlich die Blutzuckerspiegel leicht anheben (ungefähr um 0,5-1 mmol/l; das entspricht 8-19mg/dl). Wenn dein Nüchternblutzucker bei 5mmol/l gelegen hat, könnte er mit einem Statin auf 6 mmol/l steigen. Wenn deine Werte schon vor dem Statin erhöht waren (man nennt dieses Stadium Prädiabetes), könnte diese kleine Erhöhung dazu führen, dass du offiziell Zuckerkrank bist (einen Diabetes mellitus hast). Gerade für Menschen mit Prädiabetes ist das Risiko für Arterienverkalkung erhöht. Genau dann überwiegen die Vorsteile der Statintherapie fast immer.
Seltene Nebenwirkungen:
- Rhabdomyolyse:
- Ein extrem seltenes Ereignis (1 Fall pro 10.000 Patienten), bei dem es zu einem schweren Muskelabbau kommt. Regelmäßige Kontrolle der CK-Werte hilft, dies frühzeitig zu erkennen.
- Leberprobleme:
- In seltenen Fällen können Statine die Leberwerte erhöhen. Regelmäßige Blutuntersuchungen (AST, ALT) sind wichtig.
3. Wie geht man bei Nebenwirkungen vor?
1. Niedrige Startdosis und schrittweise Erhöhung:
- Beginne mit der niedrigsten wirksamen Dosis. Dies reduziert das Risiko von Nebenwirkungen erheblich.
2. Regelmäßige Kontrollen:
- Überwache Cholesterin, CK-Werte und Leberwerte zu Beginn und während der Therapie.
3. Statinwechsel:
- Manche Patienten vertragen ein bestimmtes Statin nicht, kommen aber mit einem anderen gut zurecht. Moderne Statine wie Atorvastatin oder Rosuvastatin sind oft besser verträglich.
4. Alternativen:
- Wenn Statine nicht vertragen werden, stehen heute zum Glück Alternativen zur Verfügung. Das hier sind Medikamente die ganz anders als die Statine im Körper wirken:
- Ezetimib: Reduziert die Cholesterinaufnahme im Darm.
- PCSK9-Inhibitoren: Moderne, hochwirksame Antikörper, die das LDL-Cholesterin stark senken.
- Bempedoinsäure: Eine neue Option für Patienten mit Statinunverträglichkeit.
4. Warum Cholesterinsenker Leben retten
Statine reduzieren das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich – vor allem bei Patienten mit:
- Hohem LDL-Cholesterin
- Bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Erblichem Risiko (z. B. familiärer Hypercholesterinämie).
Studienergebnisse:
- Patienten, die Statine einnehmen, haben ein 20-30% geringeres Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
- Statine verlängern das Leben und verbessern die Lebensqualität.
5. Vorurteile und Ängste entkräften
- "Statine machen krank."
- Fakt: Statine senken das Risiko für lebensbedrohliche Ereignisse. Nebenwirkungen sind selten und meist beherrschbar.
- "Ich nehme lieber pflanzliche Mittel."
- Unbedingt! Eine gesunde Ernährung mit Leinöl, Nüssen Omega-3 aus Algen oder Fisch, Ballaststoffe, alls das reduziert deinen Cholesterinspiegel. Wenn du aber erblich erhöhtes Cholseterin hast, dann produziert deine Leber jede Nacht Unmengen von sem schlechten LDL-Cholsetrein. All die gesunden Lebensmittel machen nur einen kleinen Unterschied. Bis 15 Prozent kannst du mit Rrnährung deinen Cholesterinspiegel senken. Wenn Stress ein Risikofaktor war und du ihn reduzierst, erreichst du noch ein paar Prozentpunkte. Das reicht alles nicht aus, wenn dein Körper nach seinem genetischen Fahrplan das Cholesterin nachts weiterproduziert.
- Fakt: Das einzige pflanzliche Mittel das eine messbare Wirkung erzielt ist Roter Reis. Roter Reis ist ein fermentiertes Produkt, das durch die Fermentation von Reis mit einem speziellen Pilz namens Monascus purpureus hergestellt wird. Während des Fermentationsprozesses entsteht ein natürlicher Wirkstoff namens Monacolin K, der chemisch identisch mit dem verschreibungspflichtigen Cholesterinsenker Lovastatin ist. Da Monacolin K identisch mit Lovastatin ist, können genau die gleichen Nebenwirkungen wie bei den Statinen auftreten, wie Muskelschmerzen, Leberprobleme oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Die Konzentration von Monacolin K in Nahrungsergänzungsmitteln kann stark schwanken, was die Wirkung und Sicherheit beeinträchtigen kann. Hinzukommt, dass Lovastatin ein sehr schwach wirksamer Cholesterinsenker ist. Mit modernen Statinen, wie Atorvastatin oder Rosuvastatin hast du in niedriger Dosis mehr Wirkung, und durch die niedrigeren Dosen die zur Cholesterinsenkung ausreichen meist weniger oder keine Nebenwirkungen.
- "Mein Cholesterin ist hoch, aber ich fühle mich gesund."
- Fakt: Hoher Cholesterinspiegel schädigt die Arterien oft "heimlich" und führt erst nach Jahren zu Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wir haben das Drama im Familienkreis erlebt: Eine Weigerung, das Statin zu nehmen, das die Hausärztin empfohlen hat, wegen Angst vor Nebenwirkungen. Dann der Schlaganfall, der zu einer halbseitigen Lähmung geführt hat. Wäre dieses Schicksal vermeidbar gewesen, frage ich mich manchmal immer noch. Vor allem da nach dem Schlaganfall das Statin eingenommen und vertragen wurde
6. Mein Favorit: Moderne Statine
Ich setze bei meinen Patienten bevorzugt auf moderne Statine wie Atorvastatin und Rosuvastatin. Sie sind:
- Hochwirksam bei der LDL-Senkung.
- Gut verträglich.
- In niedrigen Dosen oft ausreichend, um das Risiko zu reduzieren.
Fazit: Cholesterinsenker mit klarem Kopf bewerten
Cholesterinsenker können Leben retten– das ist wissenschaftlich bewiesen. Vorurteile und Ängste sollten ernst genommen, aber mit Fakten abgeglichen werden. Wenn du unter Nebenwirkungen leidest, gibt es Strategien, um diese zu minimieren oder Alternativen zu finden. Die Therapie muss individuell angepasst werden, denn deine Gesundheit steht an erster Stelle. Dein Herz verdient die beste Pflege – und Statine sind oft ein wichtiger Teil davon. ❤️