So funktioniert eine moderne Cholesterinsenkende Therapie
Moderne Cholesterinsenkende Therapie: Zielwerte, Wirkstoffe und Lebensstil
Ein hoher Cholesterinspiegel gehört zu den Hauptfaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die moderne Therapie hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, mit präziseren Zielwerten, innovativen Wirkstoffen und einem verstärkten Fokus auf personalisierte Ansätze. Hier erfährst du alles Wichtige über die aktuellen Leitlinien, Behandlungsmöglichkeiten und Empfehlungen für Menschen mit hohen Cholesterinwerten.
1. Neue Zielwerte: Wie tief soll das LDL-Cholesterin sinken?
Die Zielwerte für das LDL-Cholesterin (das "schlechte" Cholesterin) hängen vom individuellen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab. Je höher das Risiko, desto niedriger sollte der LDL-Wert sein:
- Sehr hohes Risiko (z. B. nach Herzinfarkt, Schlaganfall, schwerer Arteriosklerose) <55 mg/dl (1,4 mmol/l)
- Hohes Risiko (z. B. Diabetes, mehrere Risikofaktoren) <70 mg/dl (1,8 mmol/l)
- Moderates Risiko (z. B. leicht erhöhter Blutdruck, familiäre Belastung) <100 mg/dl (2,6 mmol/l)
- Geringes Risiko <116 mg/dl (3,0 mmol/l)
2. Welche Wirkstoffe gibt es?
Die medikamentöse Therapie wird individuell angepasst, um die Zielwerte effektiv und sicher zu erreichen. Die wichtigsten Wirkstoffe sind:
Statine
- Wirkung: Sie reduzieren die Cholesterinproduktion in der Leber.
- Beispiele: Atorvastatin, Rosuvastatin, Simvastatin.
- Vorteil: Sehr gut untersucht, senken LDL-Cholesterin um 30–50%.
B. Ezetimib
- Wirkung: Hemmt die Aufnahme von Cholesterin im Darm.
- Vorteil: Sollte optimalerweise in Kombination mit Statinen oder Bempedoinsäure verwendet werden.
C. PCSK9-Inhibitoren
- Wirkung: Erhöhen den Abbau von LDL-Cholesterin durch die Leber.
- Beispiele: Alirocumab, Evolocumab.
- Vorteil: Senken LDL um bis zu 60%, ideal für Hochrisikopatienten.
D. Bempedoinsäure
- Wirkung: Hemmt die Cholesterinproduktion in der Leber, ähnlich wie Statine.
- Vorteil: Eine gute Option für Patienten mit Statinunverträglichkeit.
E. Lipoprotein(a)-senkende Therapien (zukünftig)
- Neue RNA-basierte Therapien (z. B. Inclisiran) können Lipoprotein(a), einen weiteren Risikofaktor, senken.
3. Lebensstil und Ernährung: Was kannst du selbst tun?
Medikamente allein reichen oft nicht aus. Dein Lebensstil spielt eine entscheidende Rolle:
Ernährung:
- Mehr davon:
- Ballaststoffe (z. B. Vollkorn, Hafer, Obst, Gemüse).
- Gesunde Fette (z. B. Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Nüssen).
- Pflanzliche Sterine (z. B. in angereicherten Lebensmitteln).
- Weniger davon:
- Gesättigte Fettsäuren (z. B. in rotem Fleisch, Butter).
- Transfette (z. B. in frittierten und industriell verarbeiteten Lebensmitteln).
- Zucker und Weißmehlprodukte.
Bewegung:
- Regelmäßige körperliche Aktivität (mindestens 150 Minuten moderates Training pro Woche) verbessert den HDL-Wert ("gutes" Cholesterin).
Gewichtsmanagement:
- Ein gesundes Gewicht kann helfen, LDL-Werte zu senken und den Stoffwechsel zu verbessern.
Rauchstopp und Alkohol in Maßen:
- Rauchen verschlechtert das Cholesterinprofil, Alkohol sollte moderat konsumiert werden.
4. Laborkontrollen: Welche Werte und wie oft?
Regelmäßige Kontrollen sind essenziell, um die Therapie anzupassen und Risiken zu minimieren.
Welche Werte sollten überprüft werden?
- LDL-Cholesterin: Hauptzielwert.
- HDL-Cholesterin: "Gutes" Cholesterin, das überschüssiges LDL abtransportiert.
- Triglyceride: Ein weiterer Risikofaktor, besonders bei Übergewicht oder Diabetes.
- Lipoprotein(a): Wichtig bei familiären Risikofaktoren.
- CK und Leberwerte: Zur Überwachung von Nebenwirkungen bei Statinen.
Wie oft sollte kontrolliert werden?
- Nach Therapiestart: Alle 4–12 Wochen, um den Erfolg zu überprüfen.
- Langfristig: Alle 6–12 Monate, bei stabilen Werten.
5. Wann sollte man zu einem Lipidologen?
Ein Lipidologe ist ein Spezialist für Fettstoffwechselstörungen. Du solltest ihn aufsuchen, wenn:
- Dein Cholesterinspiegel trotz Therapie nicht gesenkt werden kann.
- Du eine familiäre Hypercholesterinämie hast.
- Du an seltenen Fettstoffwechselstörungen leidest.
- Du unter schweren Nebenwirkungen von Cholesterinsenkern leidest.
Fazit: Moderne Therapien retten Leben
Die Behandlung hoher Cholesterinwerte hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Innovative Medikamente wie PCSK9-Inhibitoren bieten auch Hochrisikopatienten effektive Optionen. Gleichzeitig bleibt der Lebensstil ein entscheidender Faktor. Regelmäßige Kontrollen, klare Zielwerte und eine enge Zusammenarbeit mit deinem Arzt sind der Schlüssel, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.