Wann sind Herzrhythmusstörungen ein Notfall?

19.09.2024

Wann sind Herzrhythmusstörungen ein Notfall – und wie solltest du handeln?

Herzrhythmusstörungen können harmlos sein, aber manchmal deuten sie auf lebensbedrohliche Zustände hin. Wenn du selbst betroffen bist oder einem Angehörigen helfen möchtest, ist es wichtig zu wissen, wann ein Herznotfall vorliegt und wie du richtig reagierst. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige – auch, was du tun kannst, wenn ein implantierter Defibrillator (ICD) ausgelöst hat.

Wann sind Herzrhythmusstörungen ein Notfall?

Herzrhythmusstörungen werden zum Notfall, wenn sie den Blutfluss und damit die Sauerstoffversorgung deines Körpers gefährden. Alarmzeichen sind:

  1. Plötzliches Herzrasen oder -stolpern, das nicht von selbst aufhört.
  2. Ohnmachtsanfälle oder Bewusstlosigkeit.
  3. Schwindel und starke Schwäche.
  4. Brustschmerzen oder Engegefühl in der Brust.
  5. Atemnot oder das Gefühl, keine Luft zu bekommen.

Diese Symptome können auf schwerwiegende Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern, Vorhofflimmern oder Tachykardien hindeuten. Ohne Behandlung besteht die Gefahr von Herzstillstand, Schlaganfall oder anderen Komplikationen.

Wie solltest du als Betroffener handeln?

1. Ruhe bewahren und Hilfe holen

  • Notruf wählen (112): Beschreibe die Symptome klar: "Ich habe Herzrhythmusstörungen, mein Herz rast, und ich habe Atemnot."
  • Setz dich hin oder leg dich hin: Vermeide jegliche Anstrengung.
  • Vagus-Manöver anwenden (falls dein Arzt dir das vorher erklärt hat und dir das empfohlen hat): Wenn du jung und gesund bist und anfallsweises  Herzrasen kennst, dass durch eine Extrabahn am Herzen ausgelöst wird, kannst du versuchen, deinen Herzrhythmus mit der Valsalva-Methode (pressen, als würdest du auf Toilette gehen) zu beruhigen.

2. Medikamente bereitstellen

  • Wenn du vom Arzt Medikamente für akute Herzrhythmusstörungen (z. B. Betablocker) erhalten hast, nimm sie wie verordnet ein.

3. Auf Symptome achten

  • Bei Symptome wie Ohnmacht, Atemnot, Schmerzen, warte nicht – rufe sofort Hilfe.

Was solltest du als Angehöriger tun?

Wenn ein Angehöriger Anzeichen von Herzrhythmusstörungen zeigt:

  • Bleib ruhig und unterstütze die betroffene Person.
    • Hilf dabei, eine bequeme Position einzunehmen (meist sitzend oder liegend).
  • Rufe den Notruf (112):
    • Beschreibe, was passiert ist: "Mein Angehöriger hat Herzrhythmusstörungen, ist schwach und hat Atemnot."
  • Achte auf Bewusstseinsverlust:
    • Wenn die Person das Bewusstsein verliert, überprüfe die Atmung. Ist sie nicht vorhanden, beginne mit der Wiederbelebung (Herz-Druck-Massage).
  • Halte wichtige Informationen bereit:
    • Hat die Person Vorerkrankungen? Trägt sie einen Defibrillator? Nimm Medikamente und den Notfallplan mit.

Was tun, wenn ein implantierter Defibrillator (ICD) ausgelöst hat?

Ein implantierter Defibrillator (ICD) ist ein lebensrettendes Gerät, das den Herzrhythmus überwacht und bei gefährlichen Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder -tachykardie einen elektrischen Impuls oder Schock abgibt. Doch wie erkennt ein Patient, dass sein ICD ausgelöst hat?

Typische Anzeichen für das Auslösen eines ICD.

1. Plötzliche Schwäche oder Schwindel

Die meisten Patienten bemerken Rhthmusstörung die den ICD-Schock auslöst als  Schwächegefühlen, Benommenheit oder Schwindel. Der Defibrillator braucht einige Sekunden Ladezeit. Meistens ist die Rhythmusstörung auf die der Defi reagiert so gravierend, dass eine beginnende Bewusstlosigkeit eingesetzt hat und der Stromstoß nicht bewusst wahrgenommen hat. Einer meiner Patienten stellte sich Montags bei mir vor, weil sein ICD alle 8 Stunden piepte. Er hat mir dann erzählt, dass er am Samstag einkaufen war und Schwindel verspürt hat und sich an einer Straßenlaterne festhalten musste. Nach wenigen Sekunden war aber alles in Ordnung und er hat seinen Einkauf erfolgreich erledigen können. Beim Auslesen des Gerätes zeigte sich im Speicher eine gefährlich Rhythmusstörung, die das gerät mit einem Schock erfolgreich beendet hat. Wir konnten durch den Signalton gewarnt, das Herz durchchecken und die Medikation anpassen.

Wenn die Rhythmusstörung langsamer ist kann ein kräftiger Stoß oder ein Schlag in der Brust wahrgenommen werden. Manche vergleichen es mit einem "Tritt von innen".

2. Bewusstlosigkeit und Erwachen

Wenn die Herzrhythmusstörung so schwerwiegend ist, dass sie zu einer kurzen Bewusstlosigkeit führt, kann der Patient erst nach dem Schock wieder zu sich kommen.

Das Erwachen kann verwirrend sein, begleitet von einem Gefühl der Desorientierung.

    3. Keine spürbare Wahrnehmung (selten)

    Einige Patienten bemerken den Schock nicht bewusst, besonders wenn sie zu dem Zeitpunkt schlafen.

    4. Ein deutlicher elektrischer Schlag

    Meistens, wenn Patienten zu mir kommen, die meinen einen Elektrischen Schlag bekommen zu haben finden wir eine andere Erklärung, wenn wir das Gerät auslesen. Zum Beispiel Zucken des Körpers, beim Einschlafen, was durchaus normal ist (Im Zweifelsfall gehen Patienten mit einem Defibrillator immer zum Arzt!)

    Ganz selten stellen sich bei mir Patienten vor, die bei vollem Bewusstsein einen ICD-Schock erlitten haben. Das wird dann so beschrieben, als hätte man in eine Steckdose gefasst, als schmerzhaft, als wahnsinnig unangenehm. Wenn dir so etwas als Defiträger passiert, rufe umgehend die Rettung. Dann stimmt etwas nicht! Dann vielleicht eine neu harmlosere Rhythmusstörung aufgetreten und das Gerät damit nicht mehr optimal für dich eingestellt  oder etwas an dem Geräte-Sonden-Systhem defekt. Darauf sollte sofort reagiert werden. Der Rettungsdienst kennt sich aus und kann einen erneuten ICD-Schock bei vollem Bewusstsein verhindern und er bringt dich zu einem Kardiologen, der das Gerät ausliest und sich darum kümmert, dass du gut versorgt wirst.

    Was tun, wenn der ICD ausgelöst hat?

    1. Wenn der Patient bei Bewusstsein ist:

    • Ruhe bewahren: Der Schock ist ein Zeichen dafür, dass der ICD seine Arbeit macht, um das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen.
    • Notruf wählen (112): Auch wenn der Schock effektiv war und die Symptome verschwunden sind, sollte ein Arzt die Ursache abklären.
    • Hinsetzen oder hinlegen: Körperliche Ruhe ist jetzt wichtig, um den Kreislauf zu entlasten.

    2. Wenn der ICD mehrfach auslöst:

    • Ein Notfall liegt vor: Wiederholte Schocks können auf eine schwerwiegende Rhythmusstörung hinweisen. Ruf sofort den Notruf.

    3. Bei Bewusstlosigkeit:

    • Prüfe die Atmung: Wenn keine Atmung vorliegt, beginne mit der Herz-Druck-Massage. Die ICD-Schocks sind für dich auch, wenn du den Menschen mit ICD-Schock anfasst  nicht gefährlich.
    • Rufe den Rettungsdienst: Informiere die Sanitäter, dass die Person einen ICD trägt.

    Warum ist der ICD-Schock wichtig?

    Der ICD reagiert auf gefährliche Rhythmusstörungen, die unbehandelt tödlich sein könnten. Sein Ziel ist es, den Herzrhythmus schnell wieder zu stabilisieren – und meist tut er das effektiv und zuverlässig.

      Fazit: Gemeinsam für Herzgesundheit sorgen

      Wenn du die Symptome von Herzrhythmusstörungen kennst und weißt, wie du im Notfall reagieren kannst, bist du bestens vorbereitet. Ob als Betroffener oder Angehöriger – dein Wissen kann Leben retten. Und denk daran: Der Notruf ist immer die erste Wahl, wenn du dir unsicher bist. Dein Herz ist es wert! ❤️